Spracherwerb und Kommunikation

Sie können Ihre Mitarbeitenden mit Flucht- und / oder Migrationserfahrung beim Thema Sprachförderung auch im Betrieb bei der Arbeit aktiv unterstützen. Hier finden Sie kompakte Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Sprachförderung. Es soll Ihnen helfen, auf Situationen oder auch Fragen der Mitarbeitenden mit und ohne Flucht- und Migrationserfahrung angemessen reagieren zu können.

Die Berufssprachkurse des BAMF

Was heißt das überhaupt?

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bietet eine Vielzahl von Berufssprachkursen an, die speziell darauf ausgerichtet sind, Menschen mit Migrationshintergrund auf die Arbeitswelt in Deutschland vorzubereiten.

Wie sieht das praktisch aus?

Diese Kurse sind flexibel gestaltet und können sowohl in Präsenz als auch virtuell oder hybrid durchgeführt werden. Sie bieten eine wertvolle Unterstützung für Betriebe, die Beschäftigte mit Flucht- und Migrationserfahrung bei dem Erwerb der deutschen Sprache unterstützen möchten.
Hier sind einige der Hauptkategorien der Sprachkurse:

  1. Berufsfeldübergreifende Kurse: Diese Kurse sind darauf ausgelegt, berufsübergreifende Deutschkenntnisse im arbeitsweltlichen Kontext zu vermitteln. Es gibt verschiedene Niveaus, die sich nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) richten: B1 auf B2, B2 auf C1 und C1 auf C2.
  2. Berufssprachkurse zur Anerkennung beruflicher Abschlüsse: Diese Kurse sind für Personen, die sich im Anerkennungsverfahren zu akademischen Heilberufen und Gesundheitsfachberufen befinden.
  3. Job-BSK: Diese Kurse sind speziell darauf ausgelegt, berufsbezogene Sprachkenntnisse zu vermitteln, die direkt am Arbeitsplatz benötigt werden. Sie beinhalten berufsbezogenes Kommunikationstraining, arbeitsplatz- und fachspezifische Vertiefung sowie individuelles Sprachcoaching.
  4. Fachspezifische Berufssprachkurse: Diese Kurse sind auf bestimmte Berufsfelder wie Gewerbe/Technik und Einzelhandel ausgerichtet und vermitteln praxisnahe fachspezifische Sprache.
  5. Azubi-BSK: Diese Kurse sind speziell für Auszubildende konzipiert und bieten eine Kombination aus fachlicher und sprachlicher Ausbildung.

Bea Praxistipps

Prüfen Sie vorab die Bereitschaft und Motivation Ihrer Mitarbeitenden für die Teilnahme an einem Sprachkurs.
Melden Sie Ihren Bedarf an Ihren Arbeitgeberservice (Job-BSK/Azubi-BSK).
Prüfen Sie, welche Berufssprachkurse in Ihrer Region angeboten werden.
Fragen Sie den Kursanbieter nach Unterstützung beim Ausfüllen des Berechtigungs-Antrages. Für die Antragstellung müssen vorliegen: der Arbeitsvertrag, der Aufenthaltstitel, das letzte Sprachzertifikat sowie Lohnabrechnungen der letzten 3 Monate in Kopie.
Unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden durch die Bereitstellung zeitlicher Ressourcen, z. B. Berücksichtigung der Kurszeiten bei der Dienst-/ Schichtplanung oder die (anteilige) Freistellung für das Sprachlernen.
Setzen Sie kursbegleitend weitere Maßnahmen zur Sprachförderung in Ihrem Betrieb um, z. B. Sprachmentoring, Anwendung Einfacher Sprache, Bereitstellung mehrsprachiger Informationen usw.
Bea-Brandenburg unterstützt Sie bei der Recherche, Vorbereitung und Umsetzung.

Weiterführende Links

Überblick über die Berufssprachkurse (BSK) des BMAF:
www.bamf.de

Berufssprachkurse in Ihrer Nähe finden:
Berufssprachkurse | Sprachförderung | Bundesagentur für Arbeit

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Einfache Sprache

Was heißt das überhaupt?

Durch den Gebrauch Einfacher oder Verständlicher Sprache nutzen Sie eine Sprache, die es allen Mitarbeitenden gleichermaßen ermöglicht, das Gelesene / Gehörte zu verstehen. Dieses kann auf schriftlicher als auch auf gesprochener Ebene erfolgen. Hierbei geht es darum, dass Sie Ihr Personal (unabhängig von Herkunft und Qualifikation) dazu befähigen, seine Arbeit, die Arbeitsanweisung und Zusammenhänge seiner Arbeit besser verstehen zu können.

Wie sieht das praktisch aus?

Vereinfachen Sie schwierige Texte. Überlegen Sie dafür zuerst, wer Ihre Zielgruppe ist, die von der Einfachen Sprache profitieren soll. Filtern Sie die Hauptaussage heraus. Welche Wörter müssen durch einfachere Wörter ersetzt werden? Welche können behalten werden? Schreiben Sie dann pro Zeile einen kurzen Hauptsatz. Der Inhalt bleibt erhalten, wird aber leichter verständlich und unterstützt damit auch direkt die Arbeit.

Beispiel:              Bei dieser Patientengruppe erfolgt der Besuch unter vorheriger Anmeldung.

Besser so:          Sie möchten einen Patienten besuchen? Bitte melden Sie sich vorher an.

 

Bea Praxistipps:

Schreiben Sie beim Verfassen von Texten in Einfacher Sprache bitte

 

einfache Wörter
möglichst keine Fremdwörter
immer die gleichen Wörter für die gleichen Dinge
kurze Sätze – nicht länger als 8 Wörter
möglichst nur Hauptsätze – Nebensätze vermeiden
verwenden Sie Beispiele
für jeden neuen Satz eine neue Zeile
für nicht Deutsche Muttersprachler*innen können auch englische und internationale Wörter hilfreich sein, aber nicht für alle

Weiterführende Links

IQ-Fachstelle berufsbezogenes Deutsch: Dokumente vereinfachen

IQ-Fachstelle berufsbezogenes Deutsch: Checkliste: Spreche ich verständlich?

Infoportal Einfache Sprache

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Sprachmentoring

Was heißt das überhaupt?

Sprach-Mentoring eignet sich für Mitarbeitende oder auch Auszubildende, die Sie am Arbeitsplatz beim Deutschlernen fördern / unterstützen möchten, da sie noch nicht so viel Deutsch verstehen, wie sie für den Beruf brauchen.

Mitarbeitende / Auszubildende, die Sie hierbei gerne unterstützen würden, sollten sprachlich und fachlich fit sein, um als Sprach-Mentor*innen zu fungieren.

Wie sieht das praktisch aus?

Kolleg*innen können sich idealerweise untereinander besser unterstützen als Vorgesetzte. Als Erstes und am einfachsten können Sie Mitarbeitende motivieren und als Mentor*in gewinnen, die sozial engagiert sind, möglichst eine / mehrere Sprachen außer Deutsch sprechen und sich ggf. gerne weiterbilden würden. Zudem ist es wichtig, die Zeit und den Zeitrahmen für ein Mentoring vorab zu definieren und folglich den jeweiligen Start- und Endpunkt festzulegen.

Bea Praxistipps:

Eine wichtige Voraussetzung ist das Interesse von Mentor*innen, andere zu unterstützen.
Eine kurze Schulung der zukünftigen Mentor*innen (zeitliche Freistellung) ist notwendig.
Sensibilisieren Sie die Mentor*innen für einfache und / oder verständliche gesprochene und geschriebene Sprache und eine motivierende Fehlerkorrektur.
Das Mentoring findet im Rahmen der regulären Arbeitszeit statt.
+ evtl. Boni / Vergünstigung zur Motivation von Mentor*innen
Unterstützen Sie das Mentoring durch gemeinsame Pausen-Planung und gemeinsame Einteilung der Arbeit.
Planen Sie Zeiten für gemeinsames Üben und Sprechen ein.
Nutzen Sie das Mentoring als Übungsmöglichkeiten für die Arbeitssprache.

Damit gelingt es Ihnen, den Betrieb mit den hier aufgezeigten Möglichkeiten zu einem „Lernort für Sprache“ für und mit Ihrer Belegschaft gemeinsam zu gestalten und damit langfristig eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller Betriebsangehörigen zu gewährleisten.

Weiterführende Links:

Fachstelle berufsbezogenes Deutsch:
Material für die Arbeit im Tandem

Handreichung mit vielen praxisnahen Tipps zur Sprachförderung am Arbeitsplatz:
Handreichung Sprachförderung im Betrieb

Eine Liste mit vielen hilfreichen Online-Angebote zum Spracherwerb:
Linkliste Sprachförderung

Bea-Brandenburg: Sprachmentoring im Betrieb

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Sprach- und Kulturmittlung

Was heißt das überhaupt?

Unter Sprach- und Kulturmittlung ist eine mündliche Form der Übersetzung zu verstehen, bei der Gesprächskontexte für alle Beteiligten gleichermaßen und wechselseitig übersetzt werden. Der Vorteil ist, dass dabei das interkulturelle Verständnis und mögliche Erwartungen und Verhaltensweisen besser berücksichtigt und transparent gemacht werden. Dadurch können mögliche Missverständnisse verhindert oder auch beseitigt, Fragen geklärt, Feindseligkeiten aufgelöst und zu einem gemeinschaftlichen Betriebsklima beigetragen werden.

Wie sieht das praktisch aus?

Mit Sprach- und Kulturmittlungen können Sie in Ihrem Betrieb dazu beitragen, dass:

  • mehr Klarheit bzgl. beidseitiger Erwartungen und Gewohnheiten befördert wird,
  • ein besseres gegenseitiges Verständnis der Arbeitsschritte gewährleistet wird,
  • Ihre Mitarbeitenden sich besser verstehen und produktiver zusammenarbeiten,
  • Fragen geklärt und beantwortet werden,
  • Mitarbeitende sich stärker an das Unternehmen gebunden fühlen.

Bea Praxistipps:

Eine gute Vorbereitung der Sprachmittlung hilft, genaue Übersetzungen zu liefern, Missverständnisse zu vermeiden und die Zeit einzuhalten.

Klären Sie vorab mit allen Beteiligten:

 

wie die Sprachmittlung abläuft
was Anlass und das Ziel der Sprachmittlung ist
ob alle Beteiligten von der Sprachmittlung wissen und einverstanden sind
den Zeitrahmen: Sprachmittlungen dauern mindestens doppelt so lange wie Gespräche in einer gemeinsamen Sprache.
Falls möglich, sprechen Sie mit der/dem Sprachmittelnden über den Ablauf.
Geben Sie zu Beginn der Sprach- und Kulturmittlung allen Gesprächsbeteiligten die Möglichkeit, sich kurz vorzustellen und ggf. auch diese Vorstellung mündlich übersetzen zu lassen.
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Einen Sprachkurs im Betrieb organisieren

Was heißt das überhaupt?

Ein Sprachkurs bei Ihnen vor Ort und angepasst an die speziellen Gegebenheiten Ihres Betriebs bietet die Möglichkeit, gezielt auf die Lernbedarfe Ihrer Belegschaft einzugehen. Durch den Erwerb berufs- und betriebsspezifischer Sprachkenntnisse können Mitarbeiter ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern, Missverständnisse vermeiden und sich langfristig im Unternehmen entwickeln.

Wie sieht das praktisch aus?

Damit sie miteinander lernen können, sollten die Teilnehmer*innen einer Gruppe ein ähnliches Sprachniveau haben. Dies lässt sich über einen kostenlosen Online-Sprachtest ermitteln. Darüber hinaus sollte der Anbieter des Sprachkurses einen eigenen Einstufungstest durchführen. Achten Sie auch auf Alphabetisierungsbedarfe Ihrer Mitarbeitenden. Es gibt bei der Kursplanung einiges zu beachten, damit Ihr betriebsinterner Kurs den gewünschten Erfolg erzielt. Bea-Brandenburg berät Sie gerne, sucht passende Bildungsanbieter heraus und informiert Sie zu den Fördermöglichkeiten.

Bea Praxistipps

Bitte beachten Sie bei der Planung des Kurses folgende Rahmenbedingungen:

Bedarfsermittlung: Stufen Sie die Sprachkenntnisse der Mitarbeiter*innen ein und identifizieren Sie den konkreten Bedarf anhand der Arbeitsabläufe und Niveaus.
Zielsetzung: Definieren Sie klare Ziele für den Sprachkurs, wie z.B. Dienstgespräche mit Kolleg*innen und Vorgesetzten führen können, Berichte schreiben und verstehen etc.
Qualifizierung: Erwägen Sie, statt eines Sprachkurses eine betriebliche Qualifizierung mit Sprachkomponente einzurichten. Dies hat viele Vorteile: Lassen Sie sich von uns beraten
Ressourcenplanung: Ermitteln Sie die benötigten Ressourcen, wie Lehrmaterialien, Räume und Lernzeiten. Stellen Sie die Kursteilnehmer*innen für die Kurszeit frei und beachten Sie, dass sie zusätzliche Zeit zur Übung und Anwendung des Gelernten benötigen werden.
Fördermöglichkeiten: Lassen Sie sich zu Fördermöglichkeiten beraten und stellen Sie sich rechtzeitig mit dem Fördermittelgeber in Verbindung. Beachten Sie, dass Antragsverfahren viel Zeit in Anspruch nehmen und ein Kursbeginn erst nach eingegangener Genehmigung des Fördermittelgebers erfolgen darf.
Kursgestaltung: Gestalten Sie den Kurs so, dass dieser den Bedarfen der Mitarbeiter*innen entspricht. Der Kurs sollte handlungsorientiert und praxisnah sein sowie die sprachlich-kommunikativen Situationen der Arbeit einüben.
Zeitmanagement: Planen Sie den Kurszeitraum und die Unterrichtszeiten so, dass sie gut in den Dienstplan der Mitarbeiter*innen integriert werden können. Für eine optimale Lernkurve empfehlen wir Kurseinheiten zum Schichtbeginn, in Kombination mit regelmäßigen Selbstlerneinheiten sowie Übungsmöglichkeiten zu zweit mit einer festen Ansprechperson/ Mentor*in aus dem Team.
Kommunikation: Informieren Sie die Mitarbeiter*innen über den Kurs, seine Ziele und den Ablauf. Motivieren Sie sie zur Teilnahme.
Durchführung: Starten Sie den Kurs und stellen Sie sicher, dass er reibungslos abläuft. Passen Sie den Kurs bei Bedarf an die Bedürfnisse der Teilnehmer*innen an.
Evaluation: Überprüfen Sie regelmäßig den Fortschritt des Kurses. Planen Sie regelmäßige Abstimmungsgespräche mit der Lehrkraft ein. Holen Sie Feedback der Teilnehmer*innen ein und nehmen Sie bei Bedarf Anpassungen vor.
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